Little white horse Inn

Echte Hits haben eine wunderbare Kraft. Sie treffen genau den Kern eines Gefühls oder eines Wunsches. Nehmen wir nur das herzzerreißende "Ich kann nicht hinsehen", das der Kellner Leopold im "Weißen Rössl" anstimmt, weil er glaubt, die Wirtin Josepha habe sich in einen anderen verliebt. Da ist alles drin. Jeder von uns hat es schon einmal erlebt, abgewiesen zu werden, etwas nicht zu bekommen. Und wenn der Neid aufsteigt, denkt man: "Wenn ich nicht dabei bin, bricht mein Herz entzwei!" Und dieser Hit ist besonders schön, weil er so doppeldeutig ist. Denn Josepha liebt eigentlich ihren Kellner, aber der ist so eifersüchtig geworden, dass nichts mehr zu ihm durchdringt. So macht er mit seinen Zweifeln fast alles selbst kaputt. Zum Glück ist das im "Weißen Rössl" ganz anders. Irgendwie klappt es immer

weiter, irgendwo gibt es einen Trost, der zwar nicht alles gut, aber vieles besser macht. Das ist zumindest die Moral des "Weißen Rössl", das den Bühnentausendsassa Sandy Lopicic auf die Bühne der Helmut List Halle bringt. Und zwar in einem jazzigen, gepfefferten Arrangement von Reinhard Summerer, der das Stück in das Berlin der Goldenen Zwanziger Jahre zurückversetzt, als es uraufgeführt wurde.